Was man unter “Fine Art Photography” versteht, kann der Besucher noch bis zum 27. Januar 2013 in der (kostenfreien) Ausstellung mit Photos von Tony Vaccaro im Berliner Willy-Brandt-Haus feststellen. Hier kann er sowohl die künstlerische Entwicklung Vaccaros beobachten als auch einen Einblick in die jüngere deutsche Geschichte erhalten. Unbedingt sehenswert.
Was macht nun die “Fine Art Photography” aus, was unterscheidet sie von einfachen Photos, wie sie ein Laie macht? Es ist nicht nur ein erlerntes Handwerk, das sicher auch, es ist aber, wie jede Kunst, auch das Visionäre, das Originelle, auch das Eigenwillige. Die Welt sehen und sie auf eine besondere Art im Bild einfangen, das kann eben nur ein Künstler. Das Objekt spielt dabei übrigens so gut wie keine Rolle. Selbst eine Büroklammer oder eine Kaffeetasse können zur Fine Art aufgewertet werden, wenn sie aus einem interessanten Winkel aufgenommen werden, bzw. wenn ein Ausschnitt gewählt wird, der Erstaunen hervor ruft. Das soll eine Büroklammer sein? Ja, aber auch ein kleines Kunstwerk!
Menschen, Stimmungen, Atmosphäre
Was ebenfalls zur Kunst des Fotographierens gehört, ist der Blick oder das Händchen für den besonderen Moment, für eine Atmosphäre. Wer erinnert sich nicht an das Foto des nackten Mädchens aus Vietnam, das vor den Napalm abwerfenden Flugzeugen der GIs davon läuft? Hier spielen mehrere Faktoren eine Rolle, ein solches Bild eventuell auf ewig im Gedächtnis zu behalten. Es ist nicht “nur” das Offensichtliche, das hier abgebildet wird, sondern etwas Weitergehendes, ein Horror, eine Bedrohung, eine Ohnmacht, die sich dem Betrachter erschließt. Gute Fotos in diesem Sinne sind eben auch atmosphärische Fotos, die etwas Einmaliges tragen.
Schön – was ist das?
Gefällige Bilder, Aufnahmen von Landschaften, Blumen oder Symbolen, mögen das Auge erfreuen, die Laune heben; zur Kunst taugen sie allerdings selten. Dagegen kann etwas “Schräges”, das nicht der Norm entspricht, eine verfallene Siedlung oder ein zahnloser Mensch, sehr viel mehr Ausstrahlung haben. Schönheit per se gibt es nun einmal nicht, aber Originalität und Witz!